> Menschen mit psychischer Behinderung
Jeder Mensch ist in seiner Lebensgestaltung auf zwischenmenschliche Beziehungen angewiesen, um sein Leben sinnvoll und befriedigend gestalten zu können. Von gelungenen Beziehungen hängt viel im Leben ab.
Ein psychisch (akut) erkrankter oder psychisch (auf Dauer) eingeschränkter Mensch leidet an seiner gestörten oder nicht in ausreichendem Maße vorhandenen Beziehungsfähigkeit. Er findet sich in seiner Umwelt schwer zurecht, von seiner Mitwelt fühlt er sich vielfach missverstanden oder abgelehnt, fallweise auch bedroht.
In akuten Krisen braucht der psychisch belastete Menschen zumeist klinische Hilfe. Viele können nach Abklingen ihrer Erkrankung dank medikamentöser Hilfe und Stützung sowie aufgrund psychotherapeutischer oder auch sozialtherapeutischer Begleitung in einen geregelten Alltag zurückkehren. Andere sind angewiesen auf besondere Alltagsvoraussetzungen wie Betreutes Wohnen, Wohngemeinschaften, oder (Pflege-)Heime.
Dankenswerterweise ist in unserer Gesellschaft Standard, dass der psychisch kranke oder behinderte Mensch sowohl in seiner Not ernst genommen als auch in seinen Bedürfnissen und Möglichkeiten gefördert wird.
Freilich bleibt angemessener Umgang und gelingendes Miteinander seitens sogenannter „Gesunder/Normaler“ mit psychisch belasteten Menschen eine stete Herausforderung. Das Evangelium weist unübersehbar darauf hin, keinen in seiner Lebensnot am Rand stehen zu lassen, ihn vielmehr in seinen Bedürfnissen wahrzunehmen und ihm Erfahrungen von Gemeinschaft/Angenommensein zu vermitteln.
Im professionellen Kontext der Versorgung psychisch kranker oder eingeschränkter Menschen wird diesbezüglich fraglos erstaunlich viel geleistet. Offen bleibt meines Erachtens die Frage, wie viel Raum im konkreten Leben einzelner Pfarreien für Menschen mit psychischen Nöten – und für deren Angehörige! – gegeben ist.
Trotz einer „aufgeklärten“ Gesellschaft ist das Wissen um die Nöte um psychische Erkrankungen (Krankheitsbilder und entsprechendes Eingehenkönnen auf Betroffene) gering entwickelt; nicht selten hemmen Vorurteile und Ängste einen hilfreichen Umgang.
Rolle und Aufgaben
Aufgrund meines Auftrages in der Pastoral für Menschen mit psychischer Erkrankung
- bin ich in meiner Hauptaufgabe als Seelsorgerin im St. Josefs-Stift Eisingen und im Erthal-Sozialwerk (Würzburg und Aschaffenburg) tätig,
- stehe ich im Kontakt mit den Seelsorger/innen an den anderen Psychiatrien in der Diözese (Würzburg, Lohr, Aschaffenburg und Werneck),
- unterhalte ich Kontakte mit Patienten/innen in Wohneinrichtungen oder anderweitigen stützenden/begleitenden Einrichtungen für psychisch kranke Menschen im Erthal-Sozialwerk,
- bin ich multiplikatorisch tätig (Gemeinden, übergeordnete Einrichtungen, Fortbildung von Seelsorger/innen);
Ziel dabei:
- ein Verstehen für Menschen mit psychischer Erkrankung ermöglichen,
- Hilfen erarbeiten, um aus dem Auftrag des Evangeliums angemessener mit Menschen in psychischen Nöten umgehen zu können.